Pressemeldungen - Neue Westfälische - Stadtsportverband B.O. Drucken
Ich hab da mal'ne Frage
Samstag, 10. Mai 2014

Podiumsdiskussion zum Thema Sport

12 Ochs, Wolfgang klein
Wolfgang Ochs (BBO)
20090121 Logo BBO hohe Aufloesung
Bad Oeynhausen. Hans Milberg, der 1. Vorsitzende des Stadtsportverbandes Bad Oeynhausen, blickte zum Auftakt kurz in den Pavillon der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford, sagte dann nur kurz: "Zwei Tische mehr besetzt hätte ich schon erwartet". Stimmt, denn wenn der Stadtsportverband Bad Oeynhausen (SSVBO) mit der Frage "Welchen Stellenwert nimmt der Sport in unserer Stadt ein?" einlädt und die sportpolitischen Sprecher aller im Bad Oeynhausener Stadtrat vertretenden Fraktionen an der Diskussion teilnehmen, dann hätte man schon etwas mehr Resonanz erwartet, als die 25 Gäste, wobei die deutliche Mehrheit dem FC Bad Oeynhausen zuzuordnen ist. NW-Reporter Wolfgang Döbber berichtet.

Aber auch so wurde es ein recht facettenreicher Abend, der nach der Begrüßung durch Milberg in 120 Minuten drei Themenfelder (allgemeine wie aktuelle sportpolitische Fragen, die Hallen- und Sportplatzsituation und die Hallen- und Freibäder) abarbeitete, moderiert von Frank Rehorst aus Minden. Natürlich spielte die Nähe zu den Kommunalwahlen bei dem ein oder anderen Ratsmitglied eine (taktische) Rolle, wer soll es ihnen auch verübeln.

Schnell kristallisierten sich die Top-Themen wie Hallennutzungsgebühr, der neue Kunstrasenplatz im Stadion an der Mindener Straße und das von allen Parteien gewünschte Kombi-Bad sowie die Finanzierung und die "kommunalpolitische Historie" dieser Maßnahmen heraus. Es wurde mitunter munter gestritten, wobei vor allem Andreas Korff von der Fraktion DIE LINKE gerne und sichtlich vergnügt den Part des Harmonie-Verweigerers spielte und den Vertretern der CDU (Dirk Büssing) und SPD (Olaf Winkelmann) verbal energisch entgegentrat. Beispiel Hallennutzungsgebühr: Korff betonte, dass seine Fraktion in der kommenden Legislaturperiode "diese unsägliche und komische Sportstättennutzungsgebühr wieder abschaffen werde". Verteidigt wurde die Gebühr, die der Stadt jährlich 32.000 Euro bringt, neben Dirk Büssing (CDU), Dr. Olaf Winkelmann (SPD) auch von Klaus Breitenkamp (FDP), dem Vorsitzenden des Sportausschusses - was wiederum Korff erneut erboste. "Mich packt so langsam die Wut, wie Sie argumentieren, nach Abzug der Verwaltungsausgaben bleiben nach unseren Berechnungen nur gut 2.000 bis 5.000 Euro über, und sie erwähnen auch noch lobend, dass sich viele Vereine aus den Hallen verabschiedet haben, als wäre das ein Erfolg." Thomas Heilig schlug vor, über eine Verkleinerung des Rates nachzudenken, als den Vereinen weiter ans Geld zu gehen. Korff hatte neben Heilig bei dem Thema auch Wolfgang Ochs (von der BBO Bad Oeynhausen) und Rainer Müller-Held (Bündnis 90/Die Grünen), Dirk Büssing rechnete hingegen die geringe Pro-Kopf-Gebühr exemplarisch vor, und Dr. Olaf Winkelmann betonte ruhig-erläuternd den finanzpolitischen Druck durch die Haushaltssicherung: "Wir mussten ein Paket von vier Millionen Euro schnüren."

KOMMENTAR

Podiumsdiskussion in Bad Oeynhausen
Ein Gewinn für den Sport
VON WOLFGANG DÖBBER

Ein Debüt zum Nachdenken feierte der Stadtsportverband (SSV) Bad Oeynhausen mit seiner gut zweistündigen Podiumsdiskussion zum Thema "Welchen Stellenwert hat der Sport in Bad Oeynhausen?"

Dass diese Frage einen breiten, zeitintensiven Teppich an Bemerkungen, Nachfragen, kommunalpolitischen Erklärungen, Bitten und Bedenken nach sich ziehen würde, war klar. Und das war Stärke und Schwäche zugleich an diesem Abend. Sieben sportpolitische Sprecher und Ratsmitglieder aus den Fraktionen taten ihr Übriges und mussten (sich mitunter wiederholend) zu drei großen Themenfeldern antworten oder dem politischen Gegner einen im Wahlkampf mitgeben.

Das sich auftürmende "Problem" war der Faktor "Zeit": Denn zwischen den Ausführungen der Politiker gab es auch jede Menge erhellende Fragen der (wenigen) Gäste. Ihnen gebührt ebenso dickes Lob. Denn ohne den Basketballer vom BSV Wulferdingsen, dem Vertreter der Bürgerschützen 05, dem FCO-Funktionär Peter Bartsch oder den Bemerkungen von Holger Diekmann (Vorsitzender der BSG Bad Oeynhausen) wäre manches konkrete Problem der Sportler und Funktionäre der Vereine unerwähnt geblieben.

Die Probleme mit den Hallenzeiten in den Wintermonaten in Wulferdingsen, wenn die Fußballer zusätzlich in die Halle kommen und auf einmal 50 Kinder und Jugendliche in einer Halle stehen ("da warten wir gut drei Wochen auf eine Antwort vom Sportamt"), die Sanierung und Renovierung des Kleinkaliberstandes der Bürgerschützen, das alles wurde von den Politikern notiert, Antworten wurden versprochen. Nur hatte die Podiumsrunde dann beim letzten Thema "Hallen- und Freibäder" nur noch gute 15 Minuten auf der Uhr, denn man wollte nach zwei Stunden Plauderei durch sein. Da könnte für den nächsten Termin im Herbst (wie der Vorsitzende Hans Milberg ankündigte), eine Zuspitzung der Themen auf ein oder höchstens zwei gut tun.

Dennoch war die Podiumsdiskussion ein Gewinn für den Sport. Und der Gewinner des Abend heißt Hans Milberg. Er und sein SSV haben von allen Parteien die Unterstützung bekommen, künftig mit Sitz und Stimme im Sportausschuss vertreten zu sein. Jetzt muss Milberg nur am Ball bleiben und auch einen Ratsbeschluss herbeiführen.
Eingangs verwies Winkelmann auf die große Vitalität der Sportstadt Bad Oeynhausen mit gut 60 Vereinen und 14 000 Mitgliedern, und auf die Kraftanstrengung der Politik mit einer Investitionssumme von 3,2 Millionen Euro für die Sportstätten - zuletzt sind gut zwei Millionen Euro in die Renovierung der Dreifachturnhalle im Schulzentrum Süd geflossen. 2016 werde die Sanierung der Wicherngrundschule gute 1,4 Millionen Euro beanspruchen, wie Dirk Büssing von der CDU betonte. Auch beim Thema Kunstrasenplatz gesellten sich zu den Stimmen und Fakten schnell auch Stimmungen. Zunächst verwies Wolfgang Ochs kurz auf die Nachbarstadt Löhne und den Verein VfL Mennighüffen, der mit kurzen Entscheidungsprozessen in Ostscheid einen Kunstrasenplatz gebaut habe, schnell zudem. "Die Konkurrenz schläft nicht", mahnte er.

Andreas Korff verwies auf den Beginn der Diskussion 2009, und wie viel Zeit und Energie man seitdem vertan habe. Peter Bartsch vom FC Bad Oeynhausen forderte mit Verweis auf die Situation in anderen Städten, wie zum Beispiel Münster, dass Bad Oeynhausen weitere Kunstrasenplätze benötige, nicht nur den im Sommer 2014 entstehenden an der Mindener Straße (der bereits fertig gestellte Kunstrasenplatz der SV Eidinghausen-Werste blieb in der Diskussion außen vor, Anmerkung des Verfassers). Wichtig sei auch, so die Vertreter des FCO und Wolfgang Ochs, dass die Kleinspielfläche neben dem Kunstrasen die erforderliche Größe für Mini-, F-, und E-Junioren erhalte.

Neben dem Kunstrasen-Thema strahlte auch das Thema "Kombi-Bad" in die Diskussion. Die Geschlossenheit aller Fraktionsvertreter "Pro Kombi-Bad" stach hervor, mit der Umsetzung sei 2017/18 zu rechnen, betonte Dr. Olaf Winkelmann. Der Standort Siel stehe fest, so Andreas Korff, Dirk Büssing (CDU) hatte Kosten im unteren Bereich von sechs bis acht Millionen Euro errechnet, in der Spitze "bei vergleichbaren Projekten auch bis 12 Millionen" (Büssing).

Neben den Top-Themen gab es aber auch kleinere "Randthemen", die Moderator Rehorst ansprach. Wie es um die persönliche Wertschätzung oder dem Besuch von Sportevents stehe bei den Ratsmitgliedern? Thomas Heilig war so ehrlich zu sagen, dass es 2014 noch nicht zu einem Sport-Besuch gereicht habe, während Andreas Korff als Betreuer des FCO III dreimal die Woche aktiv sei. Wolfgang Ochs ist im Jugendbereich quasi jeden Tag auf dem Fußballplatz, wie er sagte, die Fußball-Mädchen in Volmerdingsen könnten das gerne bestätigen. Rainer Müller-Held wird oft auf der Lohe beim dortigen Fußball-Bezirksligisten gesehen, hat auch eine Affinität zum Reiten. Dirk Büssing war 30 Jahre Handballer beim HCE Bad Oeynhausen, schaut dort natürlich weiterhin gerne rein. Gerne wird es auch Hans Milberg vom Stadtsportverband Bad Oeynhausen gehört haben, dass dem SSVBO zukünftig Sitz und Stimme im Sportausschuss der Stadt zuteil werden soll, wenn es nach den Ratsvertretern der Diskussion ginge.

Und was blieb vom Stellenwert des Sports in der Stadt nach dem Austausch der Argumente, Zahlen, Vergleiche, politischen Scharmützeln und Vorausschauen?: Die einfache wie banale Erkenntnis, dass weiterhin um ihn gekämpft wird - mit finanziellen Mitteln, mit Feuereifer, mit politischem Verstand, aber auch mit dem Zwang zum Sparen, Zaudern und Rationalisieren. Mit dem höchsten Gut, dass die Vereine haben: Den Willen und die Leidenschaft der Mitglieder, aus den vielen Zwängen das Beste zu machen.