Pressemeldungen - Neue Westfälische - Thema Mühlenkreiskliniken Drucken
Auch Kreisbaudezernent kassierte Prämie
Dienstag, 29. Januar 2013
Jürgen Striet räumt Sonderzahlung in Höhe von 35.000 Euro brutto ein / Bezirksregierung prüft

Von Tyler Larkin
Kreis Minden-Lübbecke. Kreisbaudezernent Jürgen Striet hat im Zusammenhang mit dem Bau den Johannes Wesling Klinikums (JWK) Prämien in Höhe von 35.000 Euro erhalten. Die Zahlungen seien für die „Einhaltung der Zeitschiene“ geflossen, sagte Striet im Gespräch mit dieser Zeitung. Er zeichnete verantwortlich für die technische Projektleitung. Inzwischen prüft die Bezirksregierung Detmold die Überweisungen.

Die Nachricht kommt elf Tage nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts Minden, das dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Mühlenkreiskliniken (MKK), Reinhard Meyer, die Rückzahlung von 12.500 Euro auferlegt hatte.

Die Mühlenkreiskliniken hatten die Zahlung an ihren früheren Vorstand von der Bezirksregierung Detmold prüfen lassen und anschließend Klage gegen Meyer eingereicht.

Wofür genau Meyer die als Sonderzahlung titulierte Summe erhalten hatte, konnte in der Verhandlung nicht geklärt werden (die NW berichtete). Nach Auffassung der Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde fehlte es an einer Rechtsgrundlage für die Zahlung an den Kreisbeamten Reinhard Meyer.

Ob dies auch für die gestern bekannt gewordenen Zuwendungen an den Kreisbeamten Jürgen Striet gelte, wird die derzeit laufende Prüfung ergeben. Nach dem Gerichtsurteil vom 17. Januar hatte die Bezirksregierung die entsprechenden Unterlagen angefordert, die gestern in Detmold eingingen.

Laut Jürgen Striet, der Mitglied des Vorstands der MKK ist, erfolgten drei Zahlungen an ihn: anlässlich des JWK-Spatenstichs am 31. März 2005, der Abnahme des Rohbaus am 31. Juni 2006 sowie der Übergabe des Gebäudes am 31. März 2008.

Die insgesamt überwiesenen 35.000 Euro seien als Bruttobetrag zu verstehen, die Striet versteuern musste.

Nach Angaben von Landrat Dr. Ralf Niermann seien die Zahlungen an Striet 2008 von der Kreisverwaltung geprüft und als „unbedenklich“ eingestuft worden.

„Rechtliche Zweifel an diesen Prämien sind mir nicht bekannt“, sagte Niermann gestern. Auch die Überweisung an Reinhard Meyer hatte der Kreis im Jahr 2009 ausführlich überprüft. Der damalige Leiter des Haupt- und Personalamts, Rolf Picht, kam zu der Auffassung, dass es zwar „keinen Anspruch auf die Leistung“ gab, diese aber rechtlich möglich sei.

Jürgen Striet schilderte, wie er vom damaligen Landrat Wilhelm Krömer 2001 dazu „gedrängt“ worden sei, die technische Projektleitung zu übernehmen. In den drei Prämienzahlungen habe er „kein Problem“ gesehen, da sie von der Kreisverwaltung geprüft worden seien, so Striet.

Das Geld sei ausschließlich für die Einhaltung der drei Bautermine geflossen. „Die Verantwortung für die Finanzen hat der damalige Vorstandsvorsitzende getragen“, sagte Striet. Damit meinte er Gerald Oestreich, der im Oktober 2008 fristlos entlassen wurde.

Die Kosten für den Bau des JWK waren um 62 Millionen Euro auf 282 Millionen Euro gestiegen. Auf Oestreich folgte sein Stellvertreter Reinhard Meyer.

Landrat Dr. Niermann bewertete gestern Striets Rolle als technischer Projektleiter überaus positiv: „Der Vorsatz der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit ist vorbildlich eingehalten worden.“

© 2013 NEUE WESTFÄLISCHE - Bad Oeynhausener Kurier vom 29.01.2013