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Am Siel scheiden sich die Geister
Donnerstag, 06. Juni 2013
Auf die Informationsveranstaltung im Rathaus folgt eine muntere Diskussion

Von Elke Niedringhaus-Haasper
Bad Oeynhausen. Dass die Stadt bei der Sanierung des maroden Sielwehrs mit erheblichen Kosten rechnen muss, steht außer Frage. An der Frage, ob das technische Bauwerk repariert oder eine zusätzliche Wasserkraftanlage gebaut werden soll, scheiden sich die Geister genauso wie an der Frage, ob das Stauziel erhalten oder abgesenkt werden soll. Dass die Fronten beim Thema Sielwehr verhärtete sind, war bei der Informationsveranstaltung im Rathaus zu spüren.

Sieben Varianten für die Zukunft des Sielwehrs hat Wolfgang Klein vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Warstein ausgearbeitet. In einem detailreichen Vortrag stellte der Spezialist für Gewässersanierung und Hochwasserschutz rund 50 Interessierten die unterschiedlichen Möglichkeiten vor. Aber bevor Klein in die Materie einstieg, machte er erst einmal die Dringlichkeit der Sanierung deutlich: „Die Fischwanderhilfe ist nicht mehr funktionstüchtig. Die Werre hat eine so extreme Fließgeschwindigkeit, dass sie schon kein Fluss mehr, sondern ein See ist. Und die technische Anlage am Kokturkanal produziert deutlich weniger Energie, als sie sollte“. Dass die Turbine außer Betrieb ist, bestätigte Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel.

Stück für Stück arbeitete sich Wolfgang Klein durch die einzelnen Varianten. Sowohl die Errichtung einer Wasserkraftanlage am Sielwehr, die Umgestaltung des Sielwehrs zur sogenannten „Rauhen Gleite“ als auch die Absenkung des Stauziels bis zu 1,3 Meter spielte der Experte durch. Thema war auch die Anerkennung des Sielwehrs als Pilotstandort für eine innovative Wasserkraftnutzung.

Über die Bedrohung unterschiedlicher Fischarten beim Durchschwimmen eines Kraftwerkes informierte Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer und Sachverständiger der Landwirtschaftskammer NRW. Das Ergebnis: „Ein bewegliches Kraftwerk ist fischfreundlicher als eine konventionelle Anlage“.

Das Thema Finanzen erörterte Baufachbereichsleiter Arnold Reeker: „Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln ist die Absenkung des Stauziels. Sollten nur die unabwendbaren Maßnahmen durchgeführt werden, kommen auf die Stadt Kosten in Höhe von rund 717.200 Euro zu, sollte zusätzlich eine neue Wasserkraftanlage gebaut werden, müssen wir aufgrund der Fördermittel nur 200.000 Euro bezahlen“.

Ein Argument, dass der frühere Staatsbad-Mitarbeiter Manfred Kreylos, nicht gelten lassen will. „Auch die Zuwendungen durch das Land sind Steuergelder“. Rainer Müller-Held (Grüne) forderte für die Planung einen gemeinsamen Tisch von Bad Oeynhausern und Löhnern. „Das könnte gerade im Bereich der Deiche enormes Einsparungspotenzial bringen“. Anwohner des Sielwehrs äußerten die Befürchtung, dass die Absenkung des Stauziels zu Rissen an den Häusern führen könnte. Auch nach dem Zeitraum der Bauarbeiten wurde gefragt. „Mindestens ein halbes Jahr“, schätzt Wolfgang Klein.

Ein Besucher interessierte sich dafür, ob eine Betreibung des Kraftwerkes durch ein genossenschaftliches Modell mit Bürgern möglich wäre. „Die Wertschöpfung sollte in der Stadt bleiben“, antwortete Arnold Reeker. Auch die Zugänglichkeit der Pilotanlage für Besucher interessierte die Gäste. „Betreten könnte man die Anlage nicht, aber technische Mittel können eine Teilhabe an den Vorgängen möglich machen“, so Wolfgang Klein.

Dr. Volker Brandt (Grüne) mahnte, dass Bad Oeynhausen aufpassen müsse, die große Chance der Förderung einer Pilotanlage nicht zu verspielen. Auf seinen Einwand, eine Sanierung der notwendigsten Maßnahmen wäre nur eine halbe Sache, bekam einer der Besucher kräftigen Applaus aus dem Publikum. Und hatte damit nach zweieinhalb Stunden den Schlusspunkt gesetzt.



INFO - Umweltausschuss
Das Sielwehr ist Thema im Ausschuss für Klima- und Umwelt- und Hochwasserschutz, der am Donnerstag, 13. Juni, ab 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses am Ostkorso tagt.

Vorgestellt wird außerdem der Klimaschutzbericht für das vergangene Jahr.


© 2013 NEUE WESTFÄLISCHE - Bad Oeynhausener Kurier vom 06.06.2013