Pressemeldungen - Westfalen-Blatt - Ingenieurbauwerke der Stadt B.O. Drucken
Dreimal mangelhaft
Mittwoch, 23. Januar 2013
Schäden an der Schützenbrücke festgestellt - Sanierung nicht wirtschaftlich - etwa 400000 Euro Kosten

Von Viola Dietrich
Bad Oeynhausen (WB). Mit der Note 3,9 liegt man in der Schule noch im Soll, bei der Überprüfung von Brücken bedeutet sie nichts Gutes. Denn bei 4,0 ist die Skala zu Ende. Die Schützenbrücke hat Anfang Dezember bei einer Überprüfung mit dieser Note schlecht abgeschnitten. Nun soll sie erneuert werden.

In der Zuständigkeit der Stadt befinden sich 90 Ingenieurbauwerke - Brücken und Stützwände - sowie 25 Bauwerke des Staatsbades. Regelmäßig werden diese überprüft. Dabei werden Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit getestet. Die Ergebnisse werden in Berichten mit den Zustandsnoten 1 bis 4 dokumentiert - 1 ist die beste und 4 die schlechteste Note.

Das beauftragte Büro Bockermann Fritze Ingenieur Consult GmbH aus Enger untersuchte im vergangenen Jahr insgesamt 18 Bauwerke. »Darunter waren fünf Bahnbrücken und drei Fußgängerbrücken«, erläutert Ingenieur Matthäus Biro, der bei den meisten Prüfungen dabei war. »Bei der Standsicherheit schauen wir, ob die Brücke kippt, im Bereich Verkehrssicherheit werden die Brücken auf Geländer und Stolperfallen im Belag untersucht und bei der Dauerhaftigkeit wird geprüft, ob bestimmte Bestandteile oder Baustoffe zu beanstanden sind.

Bei der Prüfung der Schützenbrücke wurde festgestellt, dass der Beton im unteren Bereich brüchig ist. »Wir prüfen in erster Linie, was wir hören und was wir sehen. Mithilfe von Hammern können wir Hohlstellen finden«, berichtet Matthäus Biro, der empfiehlt, dass »bei allen Brücken mit einer 3er Note etwas getan werden sollte«. Der Ingenieur erklärt: »Man muss die Bewertungen im Einzelfall sehen. Eine 3,9 bedeutet nicht immer, dass die Brücke in einem schlechten Zustand ist. Sobald ein Geländer fehlt, wird eine 4,0 vergeben, da die Verkehrssicherheit nicht gegeben ist.« Kurz nach der Überprüfung der Schützenbrücke wurde dort eine Begrenzung auf 3,5 Tonnen angeordnet.

Die Stadt sieht aufgrund der vorgefundenen Mängel die Notwendigkeit, die Brücke zu erneuern. »Die sehr schlechte Zustandsnote von 3,9 erfordert einen unverzüglichen Neubau des mittleren Brückenteiles. Wegen der Dringlichkeit muss die Maßnahme kurzfristig durchgeführt werden. Eine Sanierung des Bauwerkes ist aufgrund der Bauwerksschäden und der Unwägbarkeiten einer Sanierung nicht wirtschaftlich«, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung, dem der Bericht über die Brückenprüfungen in der Sitzung am Donnerstag, 31. Januar, 18 Uhr, im Rathaus I vorgelegt wird. Für die Planung der Maßnahme seien 56000 Euro erforderlich. Die Kosten für einen Neubau werden auf 400000 Euro geschätzt. Die Brücke wurde 1937 gebaut und 1982 saniert. Mit dem 1999 gebauten und ausgezeichneten Holz-Seitenbau als Fußgängerüberweg hat die schlechte Benotung nichts zu tun. Der Ausbau der Kösliner Straße soll zugunsten der Finanzierung statt 2013 erst im Programm 2014 erfolgen.

Auch bei der Fußgängerbrücke am Sielwehr sind Schäden festgestellt worden, sie hat die Note 3,3 erhalten. Über die Neugestaltung der Brücke soll zusammen mit der Zukunft des Sielwehrs entschieden werden. Die Kostenschätzung beläuft sich auf 0,9 bis 1,2 Millionen Euro je nach Gestaltungsentwurf. Eine Erhöhung und Instandsetzung des Geländers ist kurzfristig notwendig. »Fest steht, dass diese Brücke eine unverzichtbare Verbindung ist«, sagt Arnold Reeker, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauen.

Auch an der Brücke Oberbecksener Straße über die Nordbahn wird mittelfristig ebenfalls eine Sanierung empfohlen. Es sind zuvor jedoch weitere Materialuntersuchungen am Widerlager notwendig, erst dann können die Kosten beziffert werden. Bei Bahnbrücken ist eine enge Abstimmung mit der Deutschen Bahn notwendig. »Wir haben alle vier Brücken über die Südbahn in einer Nacht begutachtet, denn die Deutsche Bahn lässt sich die Genehmigungen für solche Überprüfungen gut bezahlen«, sagt Matthäus Biro.

Für die Bauwerksprüfungen, die Sanierungsmaßnahmen und Reparaturen stehen die im Haushalt 2013 vorgesehenen Mittel von 250000 Euro zur Verfügung. Reeker: »Bei einigen Brücken hat uns der Umfang der Schäden überrascht, aber bei der Überprüfung haben auch einige Brücken besser abgeschnitten als erwartet.«

© 2013 WESTFALEN-BLATT - Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt vom 23.01.2013