Pressemeldungen - Westfalen-Blatt - Thema - Grundversorgung Drucken
Frage der Wirtschaftlichkeit
Dienstag, 12. Februar 2013
Lebensmittel-Einzelhändler Hans-Karl Otto und Karl Stefan Preuß über die Probleme der Innenstadt

Von Sonja Töbing und Viola Dietrich
Bad Oeynhausen (WB). Der Seniorenbeirat setzt sich unermüdlich für die Ansiedlung eines Lebensmittel-Geschäfts in der Innenstadt ein. Das WESTFALEN-BLATT hat mit den beiden heimischen Supermarkt-Betreibern Hans-Karl Otto (Edeka-Neukauf) und Karl Stefan Preuß (WEZ-Gruppe) über das Thema gesprochen.

Schon seit Jahren fordert der Seniorenbeirat die Stadtverwaltung auf, sich für eine ausreichende Lebensmittelversorgung in der Innenstadt stark zu machen. »Gerade in der Winterzeit ist das Einkaufen für alte Menschen, die in der Innenstadt leben, mit größten Schwierigkeiten verbunden«, heißt es in einem Schreiben des Seniorenbeirats (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Das Bemühen seitens der Verwaltung, Kontakt mit Interessenten herzustellen, reiche nicht aus.

»Die gesamte Geschäftswelt der Innenstadt und alle einflussreichen Persönlichkeiten müssen sich dieser Sache annehmen«, sind sich die Mitglieder des Beirats einig.

Unternehmer Hans-Karl Otto, der sowohl in Bad Oeynhausen als auch in Löhne Edeka-Märkte betreibt, macht sich schon seit längerer Zeit Gedanken zu diesem Thema. »Die Notwendigkeit für einen Supermarkt in der Innenstadt ist da«, betont Otto. Doch er sehe momentan keine Möglichkeit für die Ansiedlung eines solchen Geschäfts. »Ich bin erst kürzlich mit meiner Frau durch Bad Oeynhausen gegangen und habe mit ihr verschiedene Optionen diskutiert. Tatsache ist: Ohne Frequenz rentiert sich ein Supermarkt nicht. Und diese Frequenz sehe ich hier in der Innenstadt nicht.«

Weiterhin müsse ein Lebensmittelgeschäft täglich mit frischen Produkten beliefert werden. »Wie soll das funktionieren?«, fragt sich Hans-Karl Otto. Abgesehen davon würden auch Kundenparkplätze fehlen. »Vor allem ältere Menschen wollen und können nicht weit laufen, schon gar nicht mit Einkaufstüten in der Hand.« Doch im Bad Oeynhausener Innenstadtbereich gebe es kaum Chancen, einen Supermarkt mit Parkplätzen zu etablieren. Das City-Center, in dem sich noch vor Jahren eine Kaiser's-Filiale befand, hält Hans-Karl Otto für einen denkbar schlechten Standort. »Das hat doch mit Kaiser's auch nicht funktioniert.« Der Unternehmer hält viel von den Bemühungen des Seniorenbeirats und möchte ihn auf jeden Fall bei der Suche nach einer Lösung unterstützen. »Die Mitglieder haben schon beim Umbau des Edekas an der Schulstraße wertvolle Ideen mit eingebracht«, sagt Otto. Doch es sei Aufgabe der Stadtverwaltung, sich um Interessenten zu kümmern. »Ich wäre auf jeden Fall dazu bereit, mich mit an einen großen Tisch zu setzen und Ideen zu besprechen. Wenn die Stadt auf mich zukommt, bin ich dabei.«

Auch Karl Stefan Preuß hält die Lebensmittelversorgung in der Innenstadt für ein interessantes Thema, auch wenn der Geschäftsführer der WEZ-Gruppe eigentlich mit anderen Marktgrößen vertraut ist. »Die Bad Oeynhausener Innenstadt ist vom Einzugsgebiet grundsätzlich vergleichbar mit kleineren Ortschaften auf dem Land«, meint Karl Stefan Preuß. Problem sei, dass das Laufpublikum keine großen Mengen an Lebensmittel kaufe, wenn keine Parkplätze vorhanden sind. »Dann wird nur das gekauft, was man tragen kann. Hat man in normalen Supermärkten einen Durchschnittsumsatz an der Kasse von 15 Euro, sind es dann vielleicht nur vier Euro. Das ist nicht wirtschaftlich.«

Neue Parkplätze zu schaffen, könnte nach Meinung des WEZ-Geschäftsführers auch zum Problem werden. »Ein Investor bekommt für einen Parkplatz wesentlich weniger Geld als für ein dreigeschossiges Gebäude.« Die Stadt müsse sich überlegen, was sie wolle und sich ein Konzept für »die paar Leute in der Innenstadt« überlegen«. Dabei gebe es schon Ansätze verschiedener Handelsketten, kleine Supermärkte in Zentren zu etablieren. Preuß: »Ein Beispiel sind die 7-Eleven-Märkte, die fast überall auf der Welt zu finden sind. Auch Rewe und Edeka-Minden testen solche Konzepte von City-Märkten. Das ist die Renaissance von kiosk-ähnlichen Supermärkten, der moderne Tante-Emma-Laden.« Dabei handele es sich um inhabergeführte Märkte mit einer Fläche von 100 bis 200 Quadratmetern. »Ich hätte Lust, mir so ein Konzept zu überlegen. Aber aktuell habe ich andere Aufgaben zu erledigen.«

© 2013 WESTFALEN-BLATT - Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt vom 12.02.2013