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»Variante 2a, b oder xy«
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Donnerstag, 20. September 2012
Stadt soll vor einer endgültigen Entscheidung die Finanzierung für die Gestaltung des Sielwehres klären

Von Viola Dietrich
Bad Oeynhausen (WB). Fachbereichsleiter Arnold Reeker hat sich ein klares Signal gewünscht. So deutlich wie erhofft ist die Entscheidung des Umweltausschusses zur Zukunft des Sielwehrs zwar nicht ausgefallen, dass die Variante 2 favorisiert wird, ist aber deutlich geworden.

Vor einer Entscheidung zur Umsetzung einer der Varianten 2a, b oder xy mit einer moderaten Teilabesenkung um 80 Zentimeter soll jedoch die Finanzierung geklärt werden. Diesen Beschlussvorschlag legte die CDU-Fraktion am Dienstagabend vor - und diesem Vorschlag folgte der Umweltausschuss einstimmig.

Dieser Entscheidung ging zunächst eine Vorstellung der Mehrvarianten-Analyse durch Wolfgang Klein vom gleichnamigen Ingenieurbüro voraus. Er stellte heraus, dass der derzeitige Zustand rund um Sielwehr und Kokturkanal prekär sei. Einige Beispiele:
Die Fischtreppe sei eigentlich nicht funktionstüchtig, weil sie von Fischen nicht mal gefunden wird.
In Richtung Löhne bildet sich ein Flussschlauch, die Werre habe viel zu wenig Platz zur Entfaltung.
Oberhalb des Sielwehrs seien Ablagerungen aus Sedimenten und Blättern das Problem. Hier zieht Wolfgang Klein sogar den Vergleich mit einer Klär- oder Biogasanlage. »Es findet Vergärung statt und es bilden sich Faulgase«, berichtet der Experte.
Die Wasserkraft-Anlage (WKA) am Kokturkanal erzeugt die Leistung vergleichbar mit einem Klein-Pkw. Es sei mehr aus der Anlage herauszuholen.
Fische schwimmen derzeit nicht zum Sielwehr, sondern orientieren sich an der stärksten Strömung, die in den Kokturkanal führt. Dort sei allerings ein zu breiter Rechen angebracht, der sogar große Fische mit einzieht und verletzen oder gar töten könne.

Um diesen Problemen Herr zu werden, gibt es verschiedene Lösungsansätze. Als Favorit von Seiten des Experten, der Verwaltung sowie des Ausschusses wurde die Variante 2 herausgestellt. In welcher Ausführung, steht allerdings noch nicht fest (siehe Infokasten). Beide Varianten seien wirtschaftlich und aus ökologischer Sicht gut vorstellbar, sagte Klein.
»In meiner bisher doch kurzen Amtszeit ist das Sielwehr eines der häufigsten Themen auf der Tagesordnung. Es ist eines der konflikt-trächtigsten, aber auch eines der komplexesten Themen«, meinte Arnold Reeker, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen. Dementsprechend schloss sich eine rege Diskussion mit zahlreichen Wortmeldungen an die Präsentation an. So wollte Rudolf Hennigs (CDU) wissen, ob die Teiche bei einer Profilaufweitung und Absenkung der Werre erhalten blieben. Wolfgang Klein berichtete, dass diese auch weiterhin mit Wasser gespeist werden würden. Für Kurt Nagel, CDU-Fraktionsvorsitzender, waren die Fragen des möglichen Grunderwerbs und der Grundwasserproblematik mit entscheidend. Sowohl in Löhne als auch in Bad Oeynhausen könnte Grunderwerb notwendig werden, um den Bereich der Werre zu verbreitern. Peter Thielscher, Bereichsleiter Stadt- und Verkehrsplanung, kündigte an, zu prüfen, inwieweit die betroffenen Flächen sowieso der Stadt gehören. Sven Berger (SPD) wollte wissen, ob die Profilaufweitung Auswirkungen auf das Bootshaus in Werste oder die Befahrbarkeit mit Kanus habe. »Das Bootshaus wird nicht betroffen sein. Außerdem hätten wir an dieser Stelle eine Wassertiefe von 80 Zentimetern«, sagte Wolfgang Klein. Eine prompte Reaktion folgte von der Zuschauerbänke, wo unter anderem Jürgen Förster, Vorsitzender des Kanuclubs Löhne, Platz genommen hatte. »Das reicht!«, lautete sein Urteil.
Arnold Reeker: »Wir sind noch nicht bei der technischen Durchrechnung einer Variante. Viele Fragen werden noch auftauchen. Wir wollen erstmal eine Grundlage, auf der wir konkreter planen können. Ich würde mir eine Willenserklärung der Politik wünschen, mit der wir in die weiteren Gespräche mit dem Land und der Bezirksregierung gehen können.« Der Ausschuss einigte sich jedoch darauf, zunächst die Finanzierung zu klären. Bisher steht im Raum, dass das Land NRW das Projekt - ohne die Installierung einer Wasserkraftanlage - mit 80 Prozent fördern könnte. 1,4 Millionen Euro seien bereits im städtischen Haushalt zweckgebunden eingestellt. Dieses Geld steht vom Land NRW als Ergebnis des Mediationsverfahrens in Sachen »Auflösung des Deichverbandes Löhne« zur Verfügung. Zudem soll die Anerkennung der Umgestaltungsmaßnahmen als Pilotprojekt ebenfalls verbindlich geklärt werden. Dadurch könnten weitere Fördermittel generiert werden. Auch eine Infoveranstaltung für Bürger soll zeitnah organisiert werden.

© 2012 WESTFALEN-BLATT - Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt vom 20.09.2012


Die Varianten
Der Umweltausschuss bevorzugt derzeit die Variante 2. In welcher Ausführung, ist noch nicht klar.

Variante 2 a
Abriss Sielwehr sowie Anlage einer rauen Gleite (100 Meter); Absenkung um 0,80 Meter
Errichtung neue Brücke,Wasserkraftanlage (WKA) am Wehr, Pumpwerk zur Speisung des Kokturkanals
Sanierung Turbinenhaus
Kosten: etwa 4 730 250 Euro

Variante 2 b
Abriss Sielwehr sowie Anlage einer rauen Gleite (385 Meter); Absenkung um 0,80 Meter
Errichtung neue Brücke, WKA am Sielwehr, Pumpwerk zur Speisung des Kokturkanals
Sanierung Turbinenhaus
Kosten: etwa 6 568 800 Euro

Während Variante 2 a eine Minimallösung ist, stellt 2 b eine Maximallösung dar. Auch ein Mittelweg ist denkbar.

© 2012 WESTFALEN-BLATT - Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt vom 20.09.2012