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»Autobahnen fördern Wachstum«
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Samstag, 14. Juli 2012
Wirtschaftskammern aus Bielefeld und Osnabrück unterzeichnen gemeinsame Erklärung zur West-Ost-Achse

Von Malte Samtenschnieder
Bad Oeynhausen (WB). Für einen weiteren Ausbau des Verkehrs- und Entwicklungskorridors Amsterdam - Osnabrück - Berlin - Warschau machen sich die Industrie- und Handelskammern in Bielefeld und Osnabrück stark. Ihre Forderungen haben sie in einer Erklärung zur West-Ost-Achse zusammengefasst. Diese wurde am Freitag unterzeichnet.

Auf Einladung der Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen zu Bielefeld sowie Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim steuerten Vertreter aus Wirtschaft und Politik zunächst die Baustelle der Nordumgehung in Dehme an.

Dort stand Andreas Meyer, Leiter der Regionalniederlassung Ostwestfalen-Lippe des Landesbetriebes Straßen NRW, den Besuchern Rede und Antwort. Er nahm seinen Zuhörern die Illusion, dass die Autobahn zumindest in dem Abschnitt, den die Besucher ausnahmsweise für die Fahrt zum Treffpunkt mit ihren Autos nutzen durften, in Kürze freigegeben werden könne. Zwar gebe es Überlegungen, ein Teilstück der Nordumgehung zwischen Eidinghausen und der Dehmer Spange im Herbst 2013 für den Verkehr frei zu geben. Andreas Meyer: »Mit der Fertigstellung des gesamten 9,5 Kilometer langen, etwa 200 Millionen Euro teuren Autobahnabschnitts rechnen wir Ende 2015 / Anfang 2016.« Der Niederlassungsleiter bekräftigte, dass es das Hauptziel der Nordumgehung sei, die Bad Oeynhausener Ortsdurchfahrt zu entlasten. »Dort sind derzeit pro Tag 40 000 bis 45 000 Fahrzeuge unterwegs. Ein Großteil sind Lastwagen.«

Auf einige Besonderheiten rund um den Treffpunkt auf der A 30-Baustelle machte Tobias Fischer, Projektgruppenleiter Nordumgehung, aufmerksam. Mit Blick auf eine benachbarte Brücke wies der Experte auf die sogenannte integrale Bauweise hin. Durch den Verzicht etwa auf Lagerkonstruktionen, die Temperaturschwankungen ausgleichen, seien sonst alle 20 bis 30 Jahre nötige Wartungsarbeiten überflüssig. »Bei der mit 100 Jahren veranschlagten Lebensdauer einer Brücke kommt sonst einiges zusammen«, betonte Tobias Fischer. Auch einige am Fahrbahnrand angepflanzte Bäume hob der Projektgruppenleiter hervor. »Sie dienen später als Überflughilfe für Fledermäuse.«

Nach dem Ortstermin auf der A 30-Baustelle stand für die Teilnehmer ein Meinungsaustausch über die Bedeutung der West-Ost-Achse im Konferenzraum der Denios AG in Dehme auf dem Programm. »Wir unterstützen die Initiative der beiden Industrie- und Handelskammern ausdrücklich«, sagte Stefan Albrink, Vorstandsmitglied der Denios AG. Ein zukunftsfähiges Verkehrsinfrastrukturnetz sei für sein Unternehmen eine wichtige Voraussetzung für künftiges Wachstum. Ähnlich äußerte sich der Europaparlamentarier Elmar Brok, der sich auch in Brüssel für ein transeuropäisches Transportnetzwerk stark macht. »Je besser die Infrastruktur wird, desto schneller erfolgt eine Industrieansiedlung«, sagte der Christdemokrat. Die Wirtschaft in Ostwestfalen-Lippe müsse aber trimodal denken. Sie müsse also gleichermaßen auf Straße, Schiene und Wasser als Transportwege setzen. Brok: »Europa bietet in diesem Zusammenhang nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch Chancen.«

Auf die Bedeutung des Lückenschlusses der A 30 ging Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl ein. »Uns liegen genaue Zahlen über die Entwicklung der Region vor. Daran lässt sich ablesen, dass es neben den Hochschulstandorten vor allem entlang der Autobahnen Wachstum gibt«, sagte die FDP-Politikerin.

Nach der Aussprache stand die Unterzeichnung der Erklärung zur West-Ost-Achse an. Sie wurde von Präsident Ortwin Goldbeck und Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff von der IHK in Bielefeld sowie von Vizepräsident Heinrich Koch und Hauptgeschäftsführer Marco Graf von der IHK in Osnabrück vorgenommen.

© 2012 WESTFALEN-BLATT - Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt vom 14.07.2012




Statement der IHK in Osnabrück

»Endlich findet die West-Ost-Achse Amsterdam - Osnabrück - Berlin - Warschau die Anerkennung, die sie seit vielen Jahren verdient«, sagt Heinrich Koch, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim. Mit der Berücksichtigung als einer von zehn vorrangig auszubauenden transeuropäischen Verkehrskorridoren habe die Europäische Union Zeichen gesetzt. Für die IHK in Osnabrück sei die West-Ost-Achse bereits seit mehreren Jahren eines der Top-Projekte. »Wir haben auf dem Weg nach Bad Oeynhausen erneut Unternehmen an der A 30 besucht und mit diesen über die West-Ost-Achse gesprochen«, sagt Heinrich Koch. Die Botschaften seien klar gewesen. Die Straße sei ebenso wie die Schiene auf dieser Achse schon heute mehr als ausgelastet. Der Vizepräsident: »Angesichts der prognostizierten Zuwächse darf mit Ausbaumaßnahmen und Projekten zur Verbesserung des Verkehrsflusses nicht gezögert werden.« Auch die Wachstumsprognosen des Güterverkehrs führten auf jeden Fall zu mehr Verkehr. »Die Herausforderung ist, diesen intelligent auf die Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße zu verteilen.«


Statement der IHK in Bielefeld
»Die Industrie- und Handelskammern wollen anschaulich machen, welch hohe Bedeutung der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur für jedes einzelne Unternehmen in unseren Wirtschaftsräumen hat«, betont Ortwin Goldbeck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. Noch nie zuvor sei es notwendig gewesen, die Diskussion um die Finanzierung der Top-Projekte so engagiert zu führen wie heute. »Verkehrsprojekte konkurrieren zunehmend auch untereinander um die zur Verfügung stehenden Infrastrukturmittel. Der Druck wächst, sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren.« Der europäische Binnenmarkt und die Internationalisierung zwängen dazu, den Fokus noch stärker auf das »Große Ganze« zu richten. Ortwin Goldbeck: »Und zu diesem „Großen Ganzen“ gehört die West-Ost-Achse von Amsterdam über Osnabrück, Hannover, Berlin bis nach Warschau.« Einerseits gelte es, dem bis 2025 um 70 Prozent anwachsenden Güterverkehr gerecht zu werden. Andererseits böten die Korridore Potenzial, die Bedeutung der Schienenwege und Wasserstraßen zu stärken und das vielerorts überforderte System »Straße« zu entlasten.



Erklärung zur West-Ost-Achse
Übersicht vorrangiger Infrastrukturprojekte für den Wirtschaftsraum
In der Bad Oeynhausener Erklärung zur West-Ost-Achse bitten die Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen zu Bielefeld und Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und die DB Netz AG sowie die ebenfalls mit den Vorbereitungen für die Neuaufstellung des Bundesverkehrswegeplanes 2015 befassten Fachministerien der Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die folgenden Projekte vorrangig zu berücksichtigen:

- Lückenschluss zwischen der A 30 und der A 2 bei Bad Oeynhausen
- sechsstreifiger Ausbau der A 30 zunächst in den am höchsten belasteten Abschnitten, etwa im Großraum Osnabrück
- viergleisiger Ausbau des Schienenengpasses zwischen Minden und Hannover-Seelze und Ausbau der Nebenstrecke zwischen Minden und Nienburg
- Ausbau der Schienenstrecke Löhne - Osnabrück - Rheine - Amsterdam für höhere Geschwindigkeiten sowie Verdichtung und qualitative Aufwertung des Angebotes im schnellen Personenfernverkehr
- durchgängige Schiffbarkeit der Hauptwasserstraßen Dortmund-Ems-Kanal, Mittellandkanal und Weser für das Großmotorgüterschiff mindestens im zweilagigen Containerverkehr
- erneute Untersuchung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses eines Lückenschlusses zwischen den Wasserstraßen Twente- und Mittellandkanal sowie Sicherung von Trassen für die Realisierung dieses Vorhabens
- Fertigstellung des Megahub in Hannover-Lehrte sowie dessen Ergänzung durch regionale Umschlaganlagen in Güterverkehrszentren und Binnenhäfen wie dem Regio-Port Weser.

Weiter heißt es in der Erklärung: »Die von der Europäischen Union in Aussicht gestellten Mittel reichen für die Finanzierung dieser Vorhaben nicht aus. Sie müssen durch Investitionen der einzelnen Mitgliedsstaaten in die Verkehrsinfrastruktur ergänzt werden.« Die Industrie- und Handelskammern in Bielefeld und Osnabrück sind nach eigenen Angaben darüber hinaus der gemeinsamen Auffassung, »dass die nationalen Ausbauplanungen stärker als bisher auf die Erfordernisse der europäischen Verkehrsströme abgestimmt werden müssen«.


2012 WESTFALEN-BLATT - Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt vom 14.07.2012